Welcher Anlegertyp sind Sie?

Sicherheit, Risiko oder eine gesunde Mischung aus beidem: Jeder, der auf dem Kapitalmarkt investiert, wählt dafür eine etwas andere Strategie. Alle Anleger eint das Ziel, das eingesetzte Geld zu vermehren. Sie lassen sich verschiedenen Anlegertypen zuordnen, für die jeweils ein bestimmtes Risikoprofil typisch ist. Hier erfahren Sie, welche Kategorie zu Ihnen passt und welche Anlageformen für Sie infrage kommen.

Diagramm zur Bestimmung des Anlagertyps

Geld anlegen und Risikoprofil ermitteln

Werfen wir zu Beginn einen Blick auf den Begriff des Anlegers. Nach dem deutschen Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) gibt es 2 Typen: institutionelle Anleger und Privatanleger. Die institutionellen Anleger setzen große Summen ein und agieren professionell auf dem Finanzmarkt. Wenn Sie diesen Text lesen, gehören Sie aller Wahrscheinlichkeit zu den Privatanlegern: Sie investieren vergleichsweise geringere Beträge und verfolgen damit private Interessen.

Alle Anleger möchten ihr eingebrachtes Kapital vermehren. Oft ist dieses Ziel langfristig ausgerichtet. Jeder Investor muss sich für die Kapitalanlagen entscheiden, die zu seinen Voraussetzungen passen und ihm das bestmögliche Verhältnis zwischen Risiko und Rendite bieten. Dabei gilt: Je höher die Rendite ausfallen soll, desto größer ist das Risiko. Umgekehrt bedeutet ein hohes Maß an Sicherheit geringere Renditeerwartungen.

Von einem Risiko ist immer dann zu sprechen, wenn der Anleger in ein Finanzprodukt investiert, das im Wert steigen oder fallen kann. Ein klassisches Beispiel dafür sind Aktien, deren Kurse an den Börsen bestimmt werden. Um festzustellen, welche Investitionsmöglichkeiten für den Kunden infrage kommen, führen Bankberater beim Erstgespräch einen Anlegertest durch. Dabei handelt es sich um strukturierte Fragebögen, mit denen sich ein Risikoprofil ermitteln lässt. Zumeist sind die Kunden angehalten, folgende Auskünfte zu geben:

  • Welches Vermögen steht zur Verfügung und wie viel davon soll investiert werden?
  • Wie hoch ist das Einkommen und ist zu erwarten, dass es sich künftig ändert?
  • Welches Hauptziel wird mit der Anlage verfolgt?
  • Welchen Gewinn erhofft sich der Anleger jährlich in Prozent?
  • Anlagehorizont: Wann wird das eingesetzte Geld wieder benötigt?
  • Gibt es bereits Erfahrungen mit Anlagen?
  • Wie würde sich der Kunde bei Verlusten verhalten?
  • Wie fällt seine Reaktion auf eine verpasste Chance aus?

Der Anlegertest erleichtert es, den Kunden einem Anlegertyp zuzuordnen. Auf dieser Grundlage entwickelt der Bankberater in Absprache mit ihm eine geeignete Strategie. Jeder Anleger hat andere Voraussetzungen und Ziele. Gleichzeitig charakterisiert ihn eine persönliche Risikoneigung. So wird das Maß an Bereitschaft bezeichnet, ein Wagnis einzugehen, um einen bestimmten Erfolg zu erzielen.

Von Sicherheit bis Risiko: Die verschiedenen Anlegertypen in der Übersicht

Die Auffassungen über die Anzahl der Anlegertypen variieren: So werden mitunter 3 verschiedene Klassen genannt, zum Teil ist auch von bis zu 5 Klassen die Rede. Am gängigsten ist aber die Einteilung in 4 Anlegertypen. Alternativ ließe sich ebenso von Risikoprofilen sprechen.

In der ersten Kategorie finden sich die sicherheitsorientierten Anleger wieder. Für sie hat der Erhalt des eingesetzten Geldes oberste Priorität. Sie wollen Verluste vermeiden und nehmen dafür auch in Kauf, dass die Rendite etwas geringer ausfällt. Dementsprechend möchten sie Schwankungen möglichst vermeiden. Oft verfolgen sie einen langfristigen Anlagehorizont – das Kapital soll über mehrere Jahre hinweg angelegt werden, aber bei Bedarf auch schnell verfügbar sein. Zu diesem Anlegertyp passen unter anderem folgende Finanzprodukte:

  • Tagesgeld
  • Sparbuch
  • Bundeswertpapiere
  • Bausparverträge
  • Pfandbriefe
  • Europäische Geldmarktfonds
  • Sparpläne

Das Attribut „ertragsorientiert“ beschreibt die zweite Gruppe der Anlegertypen am treffendsten. Sicherheit spielt auch hier eine wichtige Rolle, jedoch ist die Risikobereitschaft etwas stärker ausgeprägt, um höhere Renditen zu erzielen. Eventuelle Verluste kalkulieren diese Anleger ein. Ein typischer Anlagezeitraum sind 3 bis 5 Jahre. Die nachstehenden Investitionsmöglichkeiten eignen sich besonders gut:

  • Festverzinsliche Wertpapiere
  • Anleihen mit guter Bonität
  • Rentenfonds
  • Tages- und Festgeld
  • Staatsanleihen

Noch mehr Risikobereitschaft zeigen Anleger der dritten Kategorie. Sie haben eine höhere Gewinnerwartung und berücksichtigen bei ihrem Vorhaben, dass es zwischenzeitlich auch zu Verlusten durch Kursschwankungen kommen kann. Diese potenziellen Verluste sollen sich aber noch in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Eine gesunde Mischung aus Stabilität und der Chance auf Kapitalzuwachs ist für diesen Anlegertyp besonders wichtig. Mindestens 5 Jahre sind für das Erwirtschaften einer soliden Rendite als Anlagezeitraum einzuplanen. Für dieses Risikoprofil empfehlen sich vor allem die in der Folge genannten Anlageoptionen:

  • Aktien
  • Aktien- und Indexfonds
  • Immobilienfonds
  • Währungsanleihen
  • Zertifikate
  • ETFs
  • Rohstoffe

Als „spekulativ“ lässt sich die letzte Gruppe der Anlegertypen beschreiben. Diese Anleger sind sich bewusst, dass eine hohe Rendite mit einem großen Risiko verbunden ist. Sie verzichten bei dem Wunsch eines Vermögensaufbaus weitgehend auf Sicherheit, bei ihnen steht die Gewinnerzielung klar im Vordergrund. Gerade bei diesem Risikoprofil sollte mit Geld gearbeitet werden, das über einen längeren Zeitraum für keine anderen Zwecke benötigt wird. Es sind Investitionen in Finanzprodukte dieser Art denkbar:

  • Aktien und Aktienfonds
  • Rohstoffzertifikate
  • Kryptowährungen
  • Gold
  • Optionen und Optionsscheine
  • Hochspekulative Anleihen

Unabhängig vom Anlegertyp: Das Vermögen streuen

Für alle Anlegertypen gilt ein wichtiger Grundsatz der Vermögensanlage: Investieren Sie Ihr verfügbares Kapital in verschiedene Anlageklassen. Eine sogenannte Streuung oder auch Diversifikation hilft dabei, das Risiko zu verringern sowie einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Beispielsweise sollte sich keiner der Anlegertypen nur auf Fonds oder eine bestimmte Branche beschränken.

Gleichzeitig ist dabei auch der zeitliche Anlagehorizont zu beachten. Manche Investitionsmöglichkeiten sind grundsätzlich langfristig ausgerichtet. Exemplarisch lässt sich der Kauf von Aktien nennen. Sie unterliegen Schwankungen und um diese auszugleichen, ist es ratsam, sie längere Zeit zu halten.

Das magische Dreieck bei der Geldanlage

In ihrer Idealform sollten mit einer Anlage 3 Ziele erreicht werden. Sie soll möglichst keine Risiken bergen, damit Verluste vermieden werden. Gleichzeitig sind hohe Renditen wünschenswert und das Geld ist jederzeit verfügbar. Das bleibt natürlich eine Idealvorstellung, die in der Praxis nicht realisierbar ist. Keine Anlageform erfüllt gleichzeitig diese 3 Kriterien, die im sogenannten „magischen Dreieck“ als Sicherheit, Rendite und Liquidität bezeichnet werden.

Mindestens 2 dieser Ziele stehen bei jeder Anlage miteinander in Widerspruch, es gibt immer einen Zielkonflikt. Denn hohe Renditen lassen sich nur erzielen, wenn ein großes Risiko eingegangen wird. Wer auf Sicherheit bedacht ist, muss sich auf niedrigere Erträge einstellen. Je schneller das Geld verfügbar sein soll, desto geringere Renditemöglichkeiten sind zumeist zu erwarten. Worin aber besteht dann der Nutzen dieses idealtypischen magischen Dreiecks?

Die Antwort lautet: Es hilft Ihnen dabei, die zu Ihrem Risikoprofil passenden Finanzprodukte zu finden. Treffen Sie auf der Grundlage Ihrer persönlichen Ziele eine Gewichtung: Steht für Sie Sicherheit an erster Stelle oder sind es die Ertragschancen? Bedenken Sie dabei jeweils, ob Sie schnellen Zugriff auf das eingesetzte Geld haben möchten oder ob Sie eine langfristige Anlage anstreben.

Fazit: Jeder Anleger ist anders, aber keiner sollte alles auf eine Karte setzen

Die Einteilung in unterschiedliche Anlegertypen erleichtert eine erste Risikoeinschätzung. Sie dient aber nur zur groben Orientierung, denn jeder Anleger ist individuell zu betrachten. Schließlich verfolgt jeder mit seinen Investitionen andere Ziele und befindet sich in einer anderen Lebenssituation. Deswegen ist ein Beratungsgespräch mit einem Finanzexperten immer zu empfehlen, um gemeinsam eine geeignete Strategie zu finden. So verschieden Anleger auch sein mögen, gilt doch für alle ein Grundsatz: „Nicht alle Eier in einen Korb legen.“ Diese alte Börsenweisheit erinnert daran, Diversifikation zu betreiben und das Vermögen in mehrere Arten von Wertpapieren zu investieren. Um eine weitere Redewendung zu bemühen: So wird nicht alles auf eine Karte gesetzt und das Risiko ist breiter gestreut.